Vom 16. bis 20. Juni 2010 findet in Basel die 41. Ausgabe der Art Basel statt. Für viele Kunstinteressierte ein Grund nach Basel zu fahren. Aber die Kunstmesse sollte nicht das einzige Ziel in der Grenzstadt am Rhein sein. Meine Empfehlung: Die Fondation Beyeler in Riehen.
Dort ist noch bis zum 5. September 2010 die Ausstellung BASQUIAT zu sehen. Es handelt sich dabei um die erste umfassende Retrospektive auf europäischem Boden des Künstlers Jean-Michel Basquiat.
Wer war Basquiat?
Basquiat war der erste farbige Künstler, der es zu Weltruhm brachte. Er wäre in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden, starb jedoch schon 1988 mit 27 Jahren am goldenen Schuss. Basquiat wollte es zu Ruhm bringen und das schaffte er auch. Er galt als skandalumwittert und gerade deshalb liebte ihn der Kunstmarkt. Zeitweise war er eng mit Andy Warhol befreundet, außerdem wird ihm eine dreimonatige Affäre mit Madonna nachgesagt.
Wie sehen seine Bilder aus?
Basquiat war ursprünglich Graffiti-Künstler und irgendwie ist er das auch zeitlebens geblieben. Seine Bilder sind großformatig, grell-bunt und oftmals agressiv. Seine Werke sind gerne collagenhaft gestaltet und enthalten viele versteckte Botschaften, die es für den Betrachter zu entschlüsseln gilt.
Was hat mich angesprochen?
Da ist einmal das Wissen, dass Basquiat nur kurz gelebt hat und sich nie mit dem Kunstmarkt anfreunden konnte. So hat er unzählige Male seine Galeristen gewechselt, weil er sich von diesen ausgebeutet fühlte. Und tatsächlich haben sie ihm teilweise die noch nassen und nicht fertigen Bilder entrissen, weil sie schon einen Käufer hatten. Die weiße New Yorker Kunstszene der 80er Jahre hat sich um die Bilder gerissen. Es war chic, einen Basquiat zu haben. Ich bin mir sicher, dass die Käufer den Inhalt der Bilder aber oft nicht verstanden haben. Basquiat setzte sich sehr kritisch mit dem Kapitalismus, der Sklaverei und der rassistischen Gesellschaft auseinander. Auf fast jedem Bild befinden sich Hinweise auf Martin Luther King, die Black Power Bewegung, Jesse Owens oder andere farbige Freiheitskämpfer. Und deshalb bin ich überzeugt davon, dass es Basquiat eine Genugtuung gewesen sein muss, diese Botschaften in den Häusern der elitären Käuferschicht zu platzieren.
Warum ist die Ausstellung so einzigartig?
Da Basquiat gegen das Establishment revoltierte, wurde er zu Lebzeiten kaum von Museen gekauft. Bei den über 100 Werken in der Ausstellung habe ich nur ganz wenige Eigentumsschilder von Museen gesehen. Fast alle Werke gehören zu Privatsammlungen. Und inzwischen werden seine Werke zu Preisen im zweistelligen Millionenbereich gehandelt. Es ist daher äußerst schwierig, so eine umfassende Retrospektive zusammenzustellen und der Öffentlichkeit zu zeigen. Der Katalog zu der Ausstellung ist toll, aber die großen Formate kommen in einem Buch einfach nicht so beeindruckend herüber. Für mich ist die Ausstellung in Basel das Kunsthighlight des Sommers 2010!
Meine Empfehlung für den Ausstellungsbesuch:
Täglich finden öffentliche Führungen statt. Sie sind mit 7 CHF Aufpreis zum Eintritt moderat bepreist und auch nicht zu voll. Die Führung hilft bei der Entschlüsselung der Werke und eröffnet Nicht-Kunsthistorikern neue Sichtweisen auf Jean-Michel Basquiat. Nach der Führung sollte man sich noch genügend Zeit nehmen, die anderen Bilder anzuschauen.
Nebenher lassen sich in der Fondation Beyeler u.a. auch noch mehrere Giacometti-Skulpturen und Topwerke von Picasso, Kandinsky, Monet, Gerhard Richter u.a. besichtigen!