Eine Woche vor Eröffnung seiner Ausstellung im Museum Ludwig in Köln bot Wade Guyton den zahlreichen Besuchern seines Künstlervortrags einen intimen Einblick in seine Arbeit. 1972 in Hammond, Indiana, geboren studierte er bis 1998 am Hunter College in New York City. Eines Abends saß er vor seinem Computer und blickte gelangweilt auf sein Equipment. Ohne besondere Inspiration legte er ein herumliegendes, bedrucktes Papier in seinen Tintenstrahldrucker und ließ es überdrucken.
Als er das Ergebnis sah, hatte er diesen magischen Moment, auf den viele so lange warten müssen! Er entschied sich, fortan den Drucker die Arbeit der Farbaufbringung vollziehen zu lassen. Was zunächst simpel und wenig künstlerisch klingt, entwickelt sich bei Guyton jedoch tatsächlich zu großer Kunst. Denn die Tintenstrahldrucker wurden immer größer und inzwischen legt der US-Amerikaner ganze Leinwände in sie hinein. Für die Ausstellung im Museum Ludwig musste er die Bahnen sogar falten, damit sie noch bedruckt werden können.
Guyton bezeichnet seine Ausdrucke als Paintings. Ist das zulässig? Ich glaube schon. Jedes Werk ist einzigartig. Die Leinwände werden von Guyton mehrfach in den Drucker eingelegt. Der Vorgang des Druckens ist eigentlich nur sein Pinselersatz. Jegliches künstlerische Element entsteht durch die Einflussnahme Guytons. Er entscheidet über das Druckmotiv, wie oft bedruckt wird und wie er die Leinwände in den Drucker einlegt.
Die Werke sind monochrom schwarz oder grau. Sie erhalten ihre Struktur in der Regel durch gemeinhin als technische Fehler bezeichnete Veränderungen beim Ausdruck. Ein Tintenstrahldrucker ist eben nicht in der Lage, wirklich große Flächen einheitlich fehlerfrei zu bedrucken. Die Stärke des Ausdrucks, oft bedingt durch nachlassende Tinte, schwankt. Genau dieser Effekt gibt den Bildern Guytons ihre Struktur und sorgt bei dem Betrachter für einen magischen Moment.
Guyton wird von der Galerie Gisela Capitain vertreten. Gisela Capitain gründete schon 1978 in Berlin gemeinsam mit Martin Kippenberger „Kippenbergers Büro“ und zeigte Ausstellungen junger Künstler. Guyton reiht sich in die illustre Reihe von Künstlern der Galerie ein.
Die Ausstellung im Museum Ludwig läuft vom 23. April bis 22. August 2010.